Über bewegte und bewegende Zeiten, auch am Goethe!
Goethe-Gymnasium, am 9. November 1989. Als der damalige Vorsitzende der Freunde des Goethe-Gymnasiums, Dr. Karl-Dieter Völger, den hoch angesehenen Bundeswehrgeneral a.D. Dr. Günther Kießling zu einer öffentlichen Veranstaltung eingeladen hatte, konnte niemand wissen, dass an diesem so denkwürdigen Abend die Welt sich rasant verändern würde. Pünktlich um 19.30 Uhr trug der General seine Überlegungen zum Thema „Deutsche Frage und europäische Sicherheit“ vor. Die meisten der Besucher im gut besetzten alten Musiksaal waren wohl auf dem Weg zur Veranstaltung, als das SED-Politbüro-Mitglied Günter Schabowski auf einer Pressekonferenz in Ostberlin um 18.57 Uhr verkündete, dass die DDR-Bürger ungehindert ausreisen könnten. Offenbar war dieses Ereignis den Zuhörern bekannt, denn der Bergsträßer Anzeiger titelte zwei Tage später „Weltbewegende Ereignisse, aber müde Diskussion“, und monierte, dass das Ereignis dieses Tages kaum gewürdigt worden sei. Lag dies daran, dass niemand so recht diese unglaubliche Nachricht für wahr halten konnte?
In diesen Novembertagen zeigte die Schule zudem „Städte und Landschaften in der DDR“, eine Ausstellung des damaligen Gesamtdeutschen Instituts.
Bensheim/Weimar/Erfurt, am 1. Februar 1990. An diesem Tag, an dem Bundesbürger erstmals ungehindert in die DDR einreisen konnten, machten sich , organisiert von Abiturienten, fünfzig Oberstufenschüler und ihre Lehrer auf, um diese so traditionsreichen, über 40 Jahre kaum erreichbaren Städte zu besuchen. Für die meisten war’s der erste DDR-Besuch überhaupt. Manche nahmen an einem Gottesdienst in der Erfurter Predigerkirche teil und schlossen sich im Anschluss einer Demonstration an. Alle besuchten das Goethehaus in Weimar.
Sommer 1990: Das Abi-Geschenk. Und eines frühen Morgens, zu Schulbeginn, stand er da, der Trabi, das Geschenk zum Abi – mitten im Pausenhof! Doch die Zugangstüren waren nicht breit genug, um das Gefährt in den Hof fahren zu können. Des Rätsel Lösung: eine kleine Gruppe von Abiturienten kaufte in Thüringen diesen alten Trabi, fuhr ihn nach Bensheim, und ein Kran hob ihn über den Eingangsbereich in den Innenhof.
„Sic transit gloria mundi“, aber Neues entsteht! Nicht nur mancher Ruhm der Welt vergeht, auch kleinere Dinge verblassen, in unserem Fall gammelte der Trabi so für sich hin, so dass er nach Jahren während einer Projektwoche „abgewrackt“ werden musste. Doch durch den Mauerfall erschlossen sich neue Möglichkeiten, die das Goethe reichlich nutzte. Bald nach der Wende konnten Kontakte mit einem Gymnasium im polnischen Klodzko, dem alten Glatz in Schlesien, geknüpft werden, eine besiegelte Partnerschaft entstand und weitere folgten.