Überraschungen gehören zu einem Pionierleben bekanntermaßen dazu – und eine davon war sicherlich, als den 13 Schülern und Schülerinnen kurz vor Antritt ihrer Reise aus England der „dress code“ für ihre Arbeitsstätten mitgeteilt wurde – die klassische Jeanshose jedenfalls war nicht darunter! Weitere interessante Erfahrungen folgten schließlich vor Ort, so musste einer der Schüler bereits am ersten Sonntag zwischen 10 und 15 Uhr seine Arbeit in einem Musikgeschäft aufnehmen, Gitarren stimmen und den Online-Handel abwickeln, da in Großbritannien ca. 95% der Innenstadtgeschäfte seit einigen Jahren auch sonntags geöffnet haben.
Vier Schülerinnen der Gruppe waren in dem kleinen, urenglischen Ort Pickering am Rande des Nationalparks „North York Moors“ untergebracht, von wo aus im Sommer die Dampflokomotive nach Goathland, der Bahnhofstation aus den Harry Potter-Filmen, startet. Alle anderen wohnten und arbeiteten in Scarborough, dem von Simon and Garfunkel besungenen Städtchen an der Ostküste Nordenglands mit seinen zwei herrlichen Stränden und einer dazwischen auf einer Klippe liegenden Burgruine. Erste Kontakte dorthin konnte das Goethe-Gymnasium auf einer Veranstaltung bilingualer Schulen knapp ein Jahr vorher knüpfen – viele E-Mails und Telefonate später machten sich die Schülerinnen und Schüler unter Begleitung einer Lehrkraft schließlich auf, um in Kindergärten, Teehäusern oder an der örtlichen Kunstakademie ihr Praktikum zu absolvieren. Die Erfahrungen hierbei waren erwartungsgemäß vielschichtig. Während viele Arbeitsabläufe – beispielsweise in Cafés oder Kindergärten – mit jenen in Deutschland vergleichbar sind, so wunderten sich die Schülerinnen und Schüler insbesondere hinsichtlich der Arbeitszeiten oder der häufig relativ großzügig ausfallenden Personaldecke in den besuchten Betrieben. Den größten Eindruck jedoch wird bei allen Beteiligten das in dieser Region gesprochene Englisch hinterlassen haben, welches jedoch nach anfänglichen Schwierigkeiten zunehmend einfacher zu verstehen war. Betont werden muss an dieser Stelle schließlich noch die sowohl in den Gastfamilien als auch an den Arbeitsstätten zu spürende freundliche Atmosphäre und Offenheit den deutschen Gästen gegenüber!
Neben diesen Wahrnehmungen und dem insgesamt uns wohlgesonnenen englischen Wetter war einer der Höhepunkte sicherlich der gemeinsame Tagesausflug nach York, dem aufgrund der sich hier befindenden größten gotischen Kathedrale Englands vielbesuchten Zentrum von North Yorkshire. In York konnten sich die Jugendlichen beim Besuch zweier Museen und bei einem Gang auf den alten Stadtmauern bzw. durch die alten Gassen davon überzeugen, welch abwechslungsreiche Geschichte gerade diese Ecke des Landes zu bieten hat. Aufgrund all dieser interessanten Erfahrungen wird daher auch der nächste Praktikumsjahrgang am Goethe-Gymnasium die Möglichkeit haben, sich für einen Betriebspraktikum in Scarborough zu bewerben.
Stefan Hillenbrand