Die Jubiläumsgäste zum 30-jährigen Bestehen des Fördervereins erlebten im Anschluss an die Feier eine Erweiterung des Diwan-Spektrums in der Bibliothek: Zum ersten Mal wurde der Zuhörerschaft ein musikalischer „Diwan“ geboten. Wolfgang Kossmann, ehemaliger Kunstlehrer am Goethe, präsentierte seine Interpretationen der Songs des Folk- und Rockmusikers Bob Dylan in einer – wie er es selbst formulierte – Singung und Lesung. Der Künstler gilt als einer der einflussreichsten Musiker des 20. Jahrhunderts, der mit Joan Baez maßgeblich die Folk-bewegung in den USA beeinflusst hat. Nur mit Gitarre und Mundharmonika zog er die Zuhörerschaft mit seiner, leider von einer Erkältung strapazierten, Stimme in seinen Bann; nicht wenige der Anwesenden erinnerten sich gerne an ein Idol ihrer Jugend, das die junge Generation mehr mit seiner musikalischen Begleitung als mit den nicht immer einfachen Texten zu überzeugen wusste. Denn Bob Dylan zeichnet eine Musik unerreichter Komplexität, vor allem aber auch Texte voller Metaphern und literarischer Verweise und Wortspielereien aus.
Wolfgang Kossmann verband nun die einzelnen Songs einerseits mit launigen Worten und gab andererseits in seiner Gestaltung des Abends auch einen Einblick in die übersetzten Texte der 60-er und 70-er Jahre des weltweit anerkannten Künstlers, der 2013 noch mit über 70 Jahren einige wenige Konzerte in Europa gegeben hat. Zwar sah sich Wolfgang Kossmann beim „Diwan“ nicht einer zahlenmäßig vergleichbaren Zuhörerschaft gegenüber, auch erhielt er – wie Bob Dylan 2008 – keinen Pulitzerpreis oder gar den Orden der Ehrenlegion, bei dessen Verleihung im November 2013 die französische Kultusministerin Bob Dylan „als einzigartige Verkörperung der subversiven Kraft der Kultur, die die Menschen und die Welt verändern kann“ lobte. Wolfgang Kossmann erhielt für seine Darbietung von Joerg Fischer im Namen des Vorstandes mit Dankesworten lediglich eine Flasche des ersten Fördervereinssektes, aber vor allem den sehr herzlichen Applaus einer mehrheitlich in Erinnerungen schwelgenden, träumenden und verzauberten Zuhörerschaft.
Joerg Fischer