Mindestens einmal während ihrer Schulzeit müssen israelische Schüler die 1953 gegründete Gedenkstätte Yad Vashem besuchen. Für Jürgen Mescher, Schulleiter des Goethe-Gymnasiums, bot sich im Frühjahr dieses Jahres die Gelegenheit, die beeindruckende Begegnungsstätte im Rahmen einer Studienreise des Hessischen Kultusministeriums näher kennenzulernen. Bei einem Diwan-Gespräch am 7. Oktober nahm er die Besucher mit auf seine Erkundung des weitläufigen Areals. Zahlreiche Fotos und anschauliche Erklärungen eröffneten interessante Einblicke in den Aufbau und die Zielsetzung von Yad Vashem.
Sichtlich beeindruckt berichtete Jürgen Mescher von vielfältigen Gedenkstätten, die ganz unterschiedliche Blickwinkel auf den Holocaust eröffnen: Das Denkmal für die Kinder zeigt abgebrochene Säulen, die in Klassenform aufgestellt wurden. Dann betritt man einen dunklen Raum, der nur von Hunderten Kerzen erleuchtet wird, deren Flammen sich in Spiegeln reflektieren. Die Namen der ermordeten Kinder werden fortlaufend vorgelesen. In den Worten des Pädagogen klingt seine Betroffenheit mit.
An die Gemeinden, die ausgelöscht wurden, erinnert das Tal der Gemeinden, das Canyon-artig aufgebaut ist und an ein Labyrinth erinnert. In der Halle der Namen werden alle 5,2 Millionen Menschen genannt, die aufgrund jüdischer Wurzeln im NS-Terror ermordet wurden. Darunter findet Jürgen Mescher auch Familienangehörige früherer Schülerinnen des Goethe-Gymnasiums, zu deren Verbleib nun eigene Recherchen durchgeführt werden sollen. Als Hilfe könnten sich dabei auch die beiden Lehrinnen der israelischen Partnerschule des Goethe-Gymnasiums erweisen, die den Vortrag interessiert verfolgten. Sie begleiteten eine Gruppe Austauschschüler nach Deutschland und folgten der Einladung zum Diwan-Gespräch. Ein Zeichen der Hoffnung, wie sie der Schulleiter auch in Yad Vashem fand: So erinnert das Denkmal für die Gerechten unter den Völkern an alle Nichtjuden, die ihr eigenes Leben riskierten, um Juden zu retten. Generell spielt der Widerstand eine wichtige Rolle für die Juden, so Jürgen Mescher. Sie wollen nicht nur als Opfer wahrgenommen werden, sondern es soll gezeigt werden, wie sich die Juden selbst behaupten konnten und können. Das Museum zur Geschichte des Holocaust zeigt dies immer wieder und auch hier findet man am Ende des architektonisch spannenden Bauwerks laut Jürgen Mescher die befreiende Plattform.Interessiert folgten die Diwan-Besucher den Ausführungen von Jürgen Mescher.
Der Vortrag des Schulleiters, die interessanten Fotografien und seine persönlichen Eindrücke fesselten das Publikum sichtlich. Die zahlreichen Besucher nutzten gerne die Möglichkeit, im Anschluss Fragen zu stellen und so entspann sich ein reges Gespräch. Dabei eröffneten sich auch neue Perspektiven für die weitere schulische Betrachtung des Holocaust in Projekten des Goethe-Gymnasiums.